Die „Schwarze Katz“ hat ihr Leben endgültig ausgehaucht

St. Arnolder Gaststätte wird nicht wieder eröffnet 
Ein Foto aus alten Zeiten: Jahrzehntelang war die „Schwarze Katz“ Restaurant, Kneipe und Versammlungsort für St. Arnold. Nach dem Verkauf der Immobilie wird es hier keine Gastronomie mehr geben.

Eine Katze hat sieben Leben, sagt man. Die „Schwarze Katz“ in St. Arnold hat ihre sieben Leben endgültig ausgehaucht. Die Gaststätte, die bereits vor Monaten zum wiederholten Male geschlossen wurde, wird nicht wieder geöffnet. Das Haus ist verkauft und wird in Zukunft privat genutzt, wie der neue Besitzer auf Anfrage mitteilte. Das Ende einer Traditionsgaststätte – und nicht nur dieser. Das Gaststättensterben in Neuenkirchen grassiert weiter.

Drei Jahre Leerstand

Die „Schwarze Katz“ – gebaut 1952 und immer wieder erweitert – wurde 1998 vom damaligen Besitzer Hermann Klumps an Dietrich Fricke verkauft. Groß waren die Klagen 2007, als Fricke die Katz nach neun Jahren schließen musste. Drei Jahre stand sie danach leer, bis ein Pächter-Ehepaar der „Schwarzen Katz“ 2010 neues Leben einhauchten. Doch sie hielten nur ein halbes Jahr durch. Zehn Monate stand die „Katz“ wieder leer – bis ein Gastronom aus Emsdetten sie im September 2012 übernahm. Der gab ein Jahr später auf und ein mazedonischer Geschäftsmann übernahm – der letzte Gastronom in diesen Mauern. Das Gebäude wurde Anfang November an einen Neuenkirchener Geschäftsmann verkauft, der nicht genannt werden möchte.
Die „Schwarze Katz“ mit ihrem großen Biergarten war bei Radausflüglern ein beliebter Treffpunkt. Vor allem aber hatten hier viele Vereine, allen voran der Schützenverein St. Arnold, jahrelang ihre Vereinsgaststätte mit 180 Plätzen im Saal.

Beispiele für Schließungen und Besitzerwechsel

Auch andere Gaststätten, zum Teil mit großen Namen und ebenso großen Sälen, haben in den vergangenen Monaten und Jahren ihren Betrieb für immer eingestellt. Andere versuchen, sich über Wasser zu halten; häufige Besitzerwechsel zeugen aber davon, dass das ein eher schwieriges Geschäft geworden ist. Ein paar Beispiele:

Die „Altdeutsche Gaststätte Lorenbeck“, ein Traditions-Flaggschiff in Neuenkirchen, gibt es seit dem 1. Dezember 2014 nicht mehr. Viele Neuenkirchener Vereine verloren damit ihr Vereinslokal. Auch der große Saal wird für Fest und Versammlungen schmerzlich vermisst.
Die Gaststätte „Up halven Weg“ schloss im November 2015. Die Gemeinde hat das Gebäude gepachtet, um dort Flüchtlinge unterzubringen.
Die traditionsreiche Gaststätte „Schilkenburg“ an der Wettringer Straße ist schon seit drei Jahren geschlossen.
Das „Spritzenhaus“ hat nach Besitzerwechseln seit März 2017 geschlossen.
Die Gaststätte „Zur Kämpe“ hat nach dem Tod des Besitzers Schulze-Veltrup im Frühjahr geschlossen. Hier laufen Verhandlungen, den Betrieb weiterzuführen.
Eine wechselvolle Geschichte – wie die „Schwarze Katz“ – weist auch das „Haus am See“ auf, langjährig geführt von Siegfried „Schnalle“ Diefenbach und 2010 als „Offlumer Seestübchen“ an eine neue Pächterin übergeben. Später übernahm eine andere Geschäftsfrau, die im September 2016 schließen musste. Sandra und Michael Fröse machten zuletzt weiter, müssen „Fröses Haus am See“ aber am 18. Dezember 2017 schließen. Ein Nachfolger wird gesucht.
Besitzerwechsel gab es auch im früheren „Restaurant im Tennispark“. Seit März 2017 führten nach erneuter Schließung die Vereinsmitglieder des Tennisclubs Grün-Weiß das Geschäft in Eigenregie und nur für Mitglieder, seit Anfang Oktober sind Antonio und Svea Siciliano neue Pächter und bieten unter dem Namen „Da Antonio“ italiensicher Küche. Antonio Siciliano ist vielen Neuenkirchenern noch bekannt, führte er bis vor 25 Jahren eine Pizzeria im Ortskern.

Natürlich gibt es noch Gaststätten mit Sälen in Neuenkirchen, in denen gefeiert und getagt werden kann: „Thies 42“, „Landhaus Brennerei Niehues“, „Parkhotel Wilmink“, „Solos Ewige Liebe“, „Alte Marktschänke“, das SuS-Vereinsheim, „Landgasthaus Ostermann“, „Café Jedermann“, die Gaststätten „Dörper Berg“, „Schulte Sutrum“ und „Antekoje“ – sie alle bieten Platz für Feste und Versammlungen.
Aber: Es ist deutlich weniger geworden... 

Kommentar von Jörg Homering
Gegensteuern mit einer eigenen Halle

Es ist nicht nur ein Phänomen in Neuenkirchen: Die kleine Kneipe stirbt, nach ihr die große. Immer mehr Gastronomen hängen die Schürze an den Nagel und machen den Bierhahn dicht: miese Arbeitszeiten, magere Gewinne, schwindende Kunden. Quereinsteiger verwirklichen dann und wann ihren Traum von der eigenen Kneipe, scheitern aber oft wegen mangelnder Erfahrung und fehlendem kaufmännischen Geschick. Dazu kommen belastende Miet- und Brauereiverträge, die am Ende des Monats kaum etwas in der Kasse lassen.
Unter dem Kneipen- und Gaststättensterben leidet das gesellschaftliche Leben eines Dorfes wie Neuenkirchen. Dabei geht es nicht nur um das gesellige Bierchen an der Theke, die wöchentliche Doppelkopfrunde oder das leckere Essen am Wochenende. Es geht auch um Säle für Hochzeiten, Betriebs- und Familienfeiern. Vor allem die Vereine verlieren ihre Vereinsgaststätten für ihr gesellschaftliches Leben – und damit ein Stück Identität. Das zeigt das Beispiel der Gaststätte Lorenbeck, die 2014 dicht machte: Anschließend hatten viele Neuenkirchener Vereine große Probleme, ein neues Zuhause zu finden.
Und noch etwas beklagen die Vereine zu Recht: Mit dem Verschwinden der Gaststätten gibt es immer weniger Säle, in denen große Versammlungen und Veranstaltungen mit viel Publikum stattfinden können: Konzerte, Karnevalsfeste, Ausstellungen. Die Befürworter einer Veranstaltungshalle in Kombination mit der Mensa an der Emmy-Noether-Schule haben damit ein gewichtiges Argument in der Hand: Neuenkirchen braucht diese Halle, um in dieser fatalen Entwicklung gegenzusteuern. Sollte das Gaststättensterben weitergehen, hat Neuenkirchen damit einen eigenen Ort für größere Veranstaltungen.

Quelle: MV-Online

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